Immer mehr «Bschiss» beim Self-Checkout
Über einen Monat lang hat ein 30-jähriger Mann aus dem Aargau in unterschiedlichen Migros-Filialen des Mittellandes Ware im Wert von 130 Franken entwendet. Insgesamt vierzehn Mal schlug der Mann Ende letzten Jahres zu. Dabei verfolgte er jeweils dieselbe Taktik: Er scannte seinen Einkauf am Self-Checkout. Bevor er bezahlte, entfernte er einige der Produkte aber wieder. Damit beging er einen «geringfügigen Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage», heisst es in seinem Strafbefehl. Da er die Produkte gescannt hatte, gilt es nicht als Diebstahl. Gebüsst wurde der Mann trotzdem. Busse und Gebühren belaufen sich auf 1'040 Franken.
Vorfälle in der Migros-Aare häufen sich
Der 30-jährige Mann ist nicht der einzige, der in der Migros am Self-Checkout getrickst hat. Eine 35-jährige aus dem Mittelland hat im ähnlichen Zeitraum mit derselben Taktik Ware im Wert von über 190 Franken mitgehen lassen. Sie fiel dabei den Sicherheitsangestellten auf. Diese sichteten das Material der Überwachungskameras, worauf man klar sah, wie sie die erfassten Artikel vor dem Bezahlen wieder stornierte. Ihre Strafe beläuft sich auf insgesamt 1'000 Franken.
Besonders dreist ging eine 32-jährige Aargauerin vor. Sie entwendete im Zeitraum von November bis Januar Produkte im Wert von über 460 Franken. Auch sie «kaufte» dabei ausschliesslich am Self-Checkout ein, setzte aber nicht den «Scannen-dann-Stornieren»-Trick an, sondern entwendete die Ware «wissentlich und willentlich», wie im Strafbefehl steht.
Bei der Migros Aare ist das Problem bekannt. Man schätzt die Lage aber nicht prekärer ein als in anderen Selbstbedienungsläden. «Die allergrösste Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden ist vertrauenswürdig und ehrlich und nutzt die neuen Technologien zur Vereinfachung ihres Einkaufs», so Raphaël Wyss, Mediensprecher der Migros-Aare. Um gegen Diebstahl am Self-Checkout vorzugehen, entwickle man laufend neue Kontrollmechanismen und wende diese dann an. «Diese sind verhältnismässig und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen. Details geben wir aus verständlichen Gründen nicht bekannt», so Wyss weiter.
Wie ist die Lage in anderen Geschäften?
Auch bei Coop, Lidl oder Ikea kann man am Self-Checkout bezahlen. Ob dort auch häufig geklaut wird, ist nicht bekannt. Melanie Grüter, Mediensprecherin von Coop, sagt: «Wir äussern uns nicht zu sicherheitsrelevanten Aspekten. Der allergrösste Teil unserer Kundinnen und Kunden ist aber ehrlich.»
Update
Der Migros-Genossenschaft handelt. Gerade in Zürcher Filialen, wo das Problem offenbar auch bekannt ist, gibt es Self-Checkouts, bei denen man den Laden nur durch das Scannen der Quittung verlassen kann. Mittlerweile werden in fünf Prozent der Zürcher Filialen Schranken eingesetzt.
Wie gross die Verluste in den einzelnen Filialen waren oder ob diese Massnahme etwas bewirkt, will die Migros nicht sagen. Auch nicht, nach welchen Kriterien die Filialen ausgewählt werden, in denen die Schranken zum Einsatz kommen. Jedoch könnten nun Überlegungen im Gange sein, solche Schranken auch im Mittelland einzusetzen.