Tischmanieren über Bord werfen – für den Geschmack
Viele von uns kennen das vom Kindertisch: Die Eltern oder Grosseltern mäkeln, dass man doch mit geschlossenem Mund kauen soll. In unserem Kulturkreis gilt dies als anständig und so fügen wir uns auch dieser gesellschaftlichen Norm. Dies könnte sich nun aber ändern.
Verbindungen gelangen besser an Nasenrücken
Forschende der Universität Oxford haben in einer Studie herausgefunden, dass kauen mit offenem Mund den Geschmack des Essens verbessert. Obst, Gemüse und Fleisch enthalten alle flüchtige organische Verbindungen wie Ester, Ketone, Terpenoide und Aldehyde. Diese geben den Speisen ihr charakteristisches Aroma und tragen zum Geschmack bei. Beim Kauen mit offenem Mund können diese Verbindungen besser in den Nasenrücken gelangen.
Charles Spence, Professor für experimentelle Psychologie und einer der Studienautoren, sagt daher auch gegenüber der «Times»: «Wir haben alles falsch gemacht.» Eltern hätten ihren Kindern die Vorzüge des Kauens mit geschlossenem Mund vermittelt. Aber: «Das Kauen mit offenem Mund kann jedoch tatsächlich dazu beitragen, mehr flüchtige organische Verbindungen freizusetzen, was zu unserem Geruchssinn und der allgemeinen Wahrnehmung beiträgt», so Spence.
Auch Klang und Haptik spielen eine Rolle
Doch nicht nur der Geruch spielt beim Essen eine Rolle, sondern auch der Klang. Denken wir nur mal an das Knacken eines frischen, saftigen Apfels oder den Knuspereffekt bei Chips. Solche Speisen werden von uns angenehmer bewertet, wenn das Geräusch verstärkt wird. «Um dieses Geräusch zu verstärken, sollten wir unsere Eltern weiter enttäuschen und die gute Kinderstube über Bord werfen», so Spence.
Und Eltern sollten weiterhin stark sein, denn Spence hat noch einen weiteren Punkt: Das Essen mit den Händen. Die Forschung deute darauf hin, dass das Gefühl beim Essen mit den Händen uns dazu bringen kann, den Geschmack am Gaumen mehr zu schätzen.