Wie du mit Konflikten an Weihnachten umgehen kannst
Dass es gerade an Weihnachten häufiger zu Familienfehden kommen kann, ist allgemein bekannt. Keine Zeit im Jahr birgt mehr Konfliktpotenzial als die Weihnachtszeit. Sei es das Thema Weihnachtsessen, Klimawandel, Gender Gap oder Rassismus – ein Fettnäpfchen jagt den nächsten Trigger – all das kann zu Spannungen zwischen den jeweiligen Familienmitgliedern führen.
Abgesehen davon seien die Vorstellungen von Heiligabend verbunden mit einer grossen Portion Besinnlichkeit, Harmonie und Friedfertigkeit meist deutlich überhöht. «Zuerst liegt die Aufgabe bei einem selbst und die eigenen Erwartungen deutlich herunterzuschrauben», so Bernhard Kocher, Psychologe und Psychotherapeut einer Beratungsstelle in Zofingen. Daher gilt es vorab genau abzustimmen, was geht und vor allem auch was nicht geht. So können schon viele Konflikte vermieden werden.
«Man sollte einander tolerant begegnen»
Bernhard Kocher
Wie kann ich einen Konflikt entkräften?
Doch nicht immer lässt sich ein Konflikt umgehen. Wer kennt es nicht: Da nimmt man sich vor, sich diesmal nicht provozieren zu lassen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und plötzlich steckt man mittendrin. Oder ist Zeuge eines hitzigen Familienstreites. Dafür gibt der Experte folgende Möglichkeiten an die Hand. «Wenn ich einen Konflikt beobachte und feststelle, dass es in eine Richtung geht, die ich nicht gut finde, dann kann ich sehr gut einschreiten und die Diskussion entschärfen. Wichtig ist dabei, beide Positionen wahrzunehmen und sie anzusprechen, – sie sichtbar zu machen.»
Das Thema ansprechen, auch wenn man nicht direkt involviert ist
Bernhard Kocher
Sollte ich allerdings Teil des Gesprächs sein, habe ich ebenfalls die Möglichkeit, den Konflikt zu verlagern. «Hier kann man vorschlagen, dass Gespräch für einen Spaziergang oder eine Zigarette zu unterbrechen, um die Situation verlassen zu können. So lassen sich meist die Emotionen etwas runterkochen», meint Kocher. Meist wisse man schon im Voraus, auf welche Themen man anspringe und die könne man versuchen, zu umgehen. «Ist das nicht möglich, hilft immer noch ein Abwägen, ob mir dieser Streit gerade es wert ist, dass ich mich aufrege. Wenn ja, dann rein in den Konflikt. Wenn nein, dann lieber eine Runde spazieren gehen», empfiehlt hier der Psychologe.
Schwieriger wenn man involviert ist
Bernhard Kocher
Wie kann ich eine gute Diskussion führen?
Ein wichtiger Pfeiler hierbei sei das genau Zuhören. Und das könne man nur, wenn man sich aufmacht für anderen Meinungen und sich auch interessiert zeigt. «Den anderen in seiner Haltung und Meinung ernst nehmen, Respekt zollen und nicht entwerten.» Ausserdem helfe es, wenn man davon abkommt, den anderen überzeugen zu wollen, fasst Kocher zusammen. Es gibt durchaus heikle Themen wie Corona, Klima, Krieg und dazu unterschiedliche Meinung: «Wenn ich mir bewusst werde, dass meine Wahrheit nicht unbedingt die des anderen ist, sind die Grundlagen für ein gutes Gespräch gegeben», sagt Kocher. Es soll als Austausch verstanden werden und nicht als Mission.