In Solothurn wird der Einsatz von Laubbläsern kritisiert
Es ist Herbst. Das riecht, sieht und hört man in Solothurn – wegen der frischen Marroni in der Altstadt, der bunten Blätter am Boden und den Laubbläsern, mit denen das gefallene Laub fortgeblasen wird. Letztere sorgen immer wieder für Unmut. Wie auch bei den Grünen, die nun auf politischem Wege aktiv werden und die Laubbläser am liebsten ganz zum Verstummen bringen wollen.
Sind umstritten seit je und eh: Laubbläser
Dazu hat die Fraktion im Gemeinderat ein Postulat eingereicht, mit Ladina Schaller als Erstunterzeichnerin. Bereits am Namen des Vorstosses ist zu spüren, dass die Grünen sich am Umgang der Stadt mit den Gerätschaften nerven. «Laubbläserei» heisst das Postulat, in dem mit den Laubbläsern hart ins Gericht gegangen wird.
Der Laubbläser verursache mit 85 Dezibel etwa so viel Lärm wie ein Presslufthammer und störe die Ruhe von Menschen und Tieren, was gesundheitsschädigend sei. Zudem würden die Bläser mit Verbrennungsmotor zur Luftverschmutzung durch Abgase und Feinstaub beitragen.
«Am besten per Rechen oder Besen»
Damit ist die Schelte für die Laubbläser noch nicht abgeschlossen. Es heisst weiter: Es werde nicht nur das Laub weggeblasen, sondern die gesamte Flora und Fauna.
«Pflanzen- und Pilzsamen werden zerstört oder an fremde Standorte geblasen. Die natürliche Funktion des Bodens wird beeinträchtigt und der Boden wird ausgetrocknet.»
Aus diesen Gründen solle, wenn immer möglich, auf die Laubbläser verzichtet werden. Die Postulanten liefern auch gleich einen Vorschlag mit, wie das Laub stattdessen entfernt werden soll – falls dies tatsächlich nötig sei: «Am besten per Hand mit dem Rechen oder Besen.»
«Wunderschön, durch das Laub zu spazieren»
Mit ihrem Ärger stehen die Grünen nicht alleine da. Auch der Naturförderverein Solothurn und Umgebung setzt sich dafür ein, dass die Laubbläser möglichst verstummen und hat die Stadt zusammen mit der «Interessengemeinschaft Friedhof» bereits mehrmals in den letzten Jahren aufgefordert, etwas zu ändern.
Insbesondere stört sich der Verein am Einsatz der Laubbläser auf dem Friedhof St.Katharinen. Hier sollte gar nicht geblasen werden, so Peter Fluri, Co-Präsident des Vereins. «Es ist doch wunderschön, durch das Laub zu spazieren.» Zudem passe dessen Symbolik zum Friedhof, zeige es doch den Kreislauf des Lebens. «Es ist nicht nur ein Ort des Todes, sondern auch des Lebens.»
«Viele Lebewesen werden durch den Laubbläser getötet»
Er verstehe, wenn man das Laub auf einer geteerten Strasse wegblase, so Fluri, nicht jedoch auf unbefestigtem Gelände. «Ist sich die Stadt gar nicht bewusst, wie wichtig Bodenlebewesen für den Kreislauf der Natur sind, und wie viele man mit dem Laubbläser tötet?», fragt er sich. Bodenlebewesen seien unerlässlich für die Zersetzung von organischem Material, die Durchlüftung des Bodens und die Humusbildung, ebenso für die Fähigkeit des Bodens Nährstoffe und Wasser aufzunehmen und zu speichern.
Es sei eine unsinnige Angewohnheit, das Laub ganz entfernen zu wollen, führt Fluri weiter aus. Viel besser sei es, dieses unter die Bäume und Sträucher zu wischen, «dies entspricht viel eher der Natur, um so Lebensraum zu erhalten und zu schaffen». Dass es durchaus anders gehe, würden andere Städte vormachen, sagt der Co-Präsident des Naturfördervereins weiter und verweist etwa auf Luzern.
So sieht das der Abwart bei Radio 32
Wir haben Tinu Achmann, der beim Radio 32 Gebäude fürs Entfernen des Laubes zuständig ist, nach seiner Meinung zur Thematik gefragt:
Das Laub könnte man eigentlich auch liegen lassen
Hauswart Tinu Achmann
Benzin-Laubbläser sind essentiell
Hauswart Tinu Achmann
Das Problem mit elektrischen Laubbläsern sind die Akkus
Hauswart Tinu Achmann
Luzern setzt Massstäbe
2015 hat die Stadt Luzern angefangen, auf Elektrobläser umzustellen. «Eine tolle Sache», hiess es von Seiten der Verwaltung kurz nach dem Einsatz der ersten neuen Geräte. «Die E-Bläser machen keinen grossen Lärm und sie stinken nicht.» Zudem hat die Luzerner Stadtgärtnerei in den letzten Jahren ein Laubkonzept erarbeitet. Viele Blätter lässt man heute liegen. Wenn die Möglichkeit besteht, das Laub zum Beispiel in einer Hecke oder in Sträuchern zu deponieren, kann es so wieder zurück in den Kreislauf gebracht werden.