Programm

So verhältst du dich richtig bei einem Lawinenabgang

Quelle: CH Media Video Unit

Sicherheit am Berg

So verhältst du dich richtig bei einem Lawinenabgang

Eine Lawine hat in Vorarlberg über Weihnachten zehn Personen verschüttet – glücklicherweise haben alle überlebt. Auch in Teilen der Schweiz herrscht aktuell Lawinengefahr. Hier erfährst du, wie du dich vor gefährlichen Situationen schützen kannst.

Es sei das «Weihnachtswunder von Lech», sagte der Bürgermeister des Schneesportorts gegenüber dem ORF. Dass zehn Personen, die in eine Lawine geraten, den Unfall überleben, grenzt tatsächlich an ein Wunder. Eine der Personen liegt aktuell noch mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation des Spitals.

Doch nicht nur in Österreich, auch in der Schweiz besteht aktuell die Gefahr von Lawinen. Praktisch im ganzen Alpenraum gilt aktuell Stufe 3 von 5, was eine erhebliche Gefahr bedeutet.

Mit dem Wind verschärft sich die Situation in den Skigebieten zusätzlich. «Mit starkem Wind entstanden vielerorts störanfällige Triebschneeansammlungen», schreibt das Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. Immerhin werden die Schwachschichten zunehmend seltener.

Die Lawinengefahr ist im Schweizer Alpenraum erheblich.

Foto: SLF

Dank des Neuschnees sind wieder viele Wintersportler unterwegs. Für diese gilt es aktuell also einiges zu beachten. Um sich vor einem potenziellen Lawinenabgang zu schützen, muss bereits richtig geplant werden.

Richtige Vorbereitung

Mit der Tourenplanung können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und vermieden werden. Essenziell für die Planung sind die Faktoren Verhältnisse, Gelände und Mensch. Um die Verhältnisse richtig einzuschätzen, müssen Lawinenbulletins, Wetter- und Tourenberichte sowie die Tages- und Jahreszeit berücksichtigt werden.

Die Geländebeurteilung erfolgt, indem man den Routenverlauf auf einer Karte plant und Alternativen mit einberechnet, zusätzlich sollen Tourenportale und Führerliteratur konsultiert werden. Auf dem Gelände sollen Schlüsselstellen gesucht und beurteilt werden.

Der Faktor Mensch umfasst unter anderem die Fragen, wer mitkommt und wie gross die Gruppe ist. Die Verantwortungen und Erwartungen der Teilnehmenden müssen geklärt werden. Die Faktoren sollen aber nicht nur vor, sondern auch noch während der Tour immer wieder kontrolliert werden, da sie sich ständig verändern können.

Zusätzlich hilft es, wenn man sich im Vorfeld auf potenziell gefährliche Skitouren ausbilden lässt. Der Schweizerische Alpenclub SAC bietet beispielsweise Lawinenkurse an.

Richtige Ausrüstung

Neben der Planung muss auch die Ausrüstung stimmen. Das SLF empfiehlt als Notfallausrüstung ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), eine Lawinensonde, eine Lawinenschaufel und einen Lawinenairbag. Zu der weiteren wichtigen Ausrüstung gehören ein Helm, Aufstiegshilfen wie Felle, Schneeschuhe oder Harscheisen, eine Notfall-Apotheke, ein Handy oder satellitengestütztes Notfallgerät, Orientierungsmittel sowie Sonnen- und Kälteschutz.

Richtiges Verhalten bei einem Lawinenabgang

Trotz aller Vorbereitung und Ausrüstung: Eine hundertprozentige Sicherheit vor einem Lawinenabgang gibt es nie. Besondere Gefahr besteht abseits der Pisten und das SLF weist darauf hin: «Rund 90 Prozent der Verschütteten haben ihre Lawine selbst ausgelöst.»

Alarmzeichen, die auf eine drohende Lawine hinweisen können, sind Wummgeräusche oder Risse beim Betreten der Schneedecke. Löst sich effektiv eine Lawine, soll man versuchen, dieser zu entkommen. Am besten gelingt dies, wenn man seitlich aus der Lawine herausfährt. Einzelne Personen sollen ihre Skistöcke loslassen und den Lawinenairbag auslösen.

Ist die Flucht aus der Lawine nicht möglich, soll man mit aller Kraft versuchen, mit Schwimmbewegungen an der Schneeoberfläche zu bleiben. Wird man verschüttet, soll man sich, bevor die Lawine zum Stillstand kommt, die Arme vor die Brust und die Hände vor das Gesicht halten, um sich eine Atemhöhle zu schaffen. Im selben Moment soll man versuchen, eine hockende Stellung einzunehmen.

Personen, welche nicht erfasst werden, sollen den Lawinenniedergang genau beobachten und sich den Verschwindepunkt von erfassten Personen merken. Zudem sollen sie die Rettungskräfte alarmieren und die Kameradenrettung einleiten. Wichtig: Diese Personen sollen auf ihre eigene Sicherheit achten.

Richtiges Verhalten nach einer Lawine

«Personen, die von einer Lawine verschüttet wurden, befinden sich in unmittelbarer Lebensgefahr. Sie müssen schnellstmöglich gerettet werden», schreibt die Naturgefahrenfachstelle des Bundes. In den ersten 15 Minuten bestehen die grössten Chancen, die Verschütteten lebend zu retten.

Wird man selbst von einer Lawine verschüttet, empfiehlt die Fachstelle des Bundes, die Ruhe zu bewahren und sich falls möglich selbst zu befreien. Meist ist die Schneedecke dafür aber zu dicht und der Bewegungsspielraum zu gering.

Umso wichtiger ist es, dass die Bergung so schnell wie möglich vonstatten gehen kann. Dafür sind die Beobachtungen der Personen, welche nicht verschüttet worden sind, essenziell. So können die Rettungsdienste die verschütteten Personen schneller finden und ausgraben. So rasch wie möglich soll der Kopf freigelegt werden, damit die Atemwege freiliegen. Im Notfall muss erste Hilfe geleistet werden.

Lawinen vermeiden

Die wichtigste Lawinen-Prävention ist aber nach wie vor, gar nicht in eine gefährliche Situation zu kommen. Der Fall aus Vorarlberg zeigt, dass auch auf den Skipisten Lawinen abgehen können. Die richtige Beurteilung der Verhältnisse – und von sich selbst – kann Leben retten.

Quelle: FM1Today
veröffentlicht: 18. Januar 2023 14:22
aktualisiert: 18. Januar 2023 14:22